Verfasst von: Axel Brodehl | 4. Dezember 2008

Erzwungene Mediation

„Eine erzwungene Mediation ist immer noch besser als keine Mediaton“ schreibt ein Kommentator, der offenbar Schwierigkeiten hat, mit seiner Ex-Partnerin ins Gespräch zu kommen.

Es ist verständlich, daß jemand an mangelnder oder permanent negativer Kommunikation verzweifelt. Nichtsdestotrotz wäre eine erzwungene Mediation keine Lösung. Eine der Grundpfeiler der Mediation ist die Freiwilligkeit des Verfahrens. Das ist nicht nur einfach eine Regel, die mal aufgestellt wurde und wieder geändert werden könnte. Die Freiwilligkeit ist eine der Voraussetzungen, warum die Erfolgsquote bei Mediationsverfahren so hoch ist. Denn es ist wichtig, daß sich alle Beteiligten öffnen, sprich nicht nur sagen, was sie wollen, sondern auch, warum sie es wollen. Nur wenn wir die Gefühle, Gedanken, Wünsche, etc. der anderen Person erfahren, können wir die Beweggründe für deren Verhalten erkennen. Und gerade diese Aha-Effekte führen dazu, daß wir den anderen besser verstehen, nicht alles auf die Goldwaage legen, und letztlich – in den meisten Fällen – zu einer gemeinsamen, dauerhaften Lösung finden.

Nun stelle man sich vor, wie jemand reagiert, der zu einer Mediation gezwungen würde! Eine Öffnung kann man von so jemandem nicht erwarten. Stattdessen wird sich ein solcher Beteiligter mit verschränkten Armen hinsetzen, Sätze wie „Ist mir egal!“ oder „Ich weiß nicht.“ oder „Das macht doch eh keinen Sinn!“ sagen und wohl kaum die Blockadehaltung aufgeben.

Die Beteiligten dürfen ruhig skeptisch sein. Vielleicht wurden sie auch zur Mediation überredet. Aber dann besteht wenigstens die Chance, daß sie sich im Laufe des Prozesses öffnen. Denn sie lehnen die Mediation nicht kategorisch ab. Eine Mediation kann nur funktionieren, wenn die Beteiligten freiwillig daran teilnehmen.

Quelle: Nachrichten.at


Antworten

  1. Ich wurde vom Gericht zu einer Mediation gezwungen – zwar stand ich Mediationen immer offen gegenüber da ich selber im Sozialbereich tätig bin, wusste aber das der Zeitpunkt dafür völlig falsch/viel zu früh war.

    Das Mediationsteam bestand aus einem Mann und einer Frau. Während sich die Frau neutral und richtig verhielt war der männlichr Teil der Mediation unbeherrscht, schrie mit mir und gab meinem Exmann in meinem beisein Rat wie er mir gerichtlich schaden könne.

    Ich meldete den Vorfall dem österreichischen Mediatorenverband – jedoch ohne Erfolg.

    Darauf brach ich die Mediation natürlich ab und weigerte mich den männlichen Part der Mediation zu bezahlen – worauf mich Herr E. P. (der Mediator) verklagte.

    Niemals mehr lasse ich mich auf eine Mediation ein.

  2. Sehr geehrte Frau Seidl,

    herzlichen Dank für Ihren kritischen Kommentar. Es ist mir neu, daß man in Österreich zu einer Mediation gezwungen werden kann. Eine solche Möglichkeit halte ich für absolut falsch, wie Sie auch meinem Beitrag vom 04.12.2008 entnehmen können. Es verstößt gegen das Grundverständnis einer Mediation, Beteiligte zu einem solchen Verfahren zu zwingen.

    Unabhängig davon ist es völlig unverständlich und klar abzulehnen, wenn ein Mediator eine Seite anschreit und/ oder einer Seite juristische Tips gibt, sich also nicht neutral verhält. In so einer Situation würde ich als „Partei“ (Mediant) die Mediation ebenfalls sofort abbrechen.

    Es tut mir leid zu lesen, daß Sie eine so schlechte Erfahrung gemacht haben. Denn wenn die Mediation richtig angewendet wird, dann ist sie zwar kein Erfolgsgarant. Aber sie bietet eine sehr gute Chance auf eine gütliche und dauerhafte Lösung des Konflikts.

    Ich wünsche Ihnen, daß Sie baldmöglichst eine Lösung Ihres Konflikts finden mögen!

    Mit den besten Grüßen
    Axel Brodehl


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