Verfasst von: Axel Brodehl | 25. Juni 2008

Anwälte fürchten Konkurrenz

Die Anzahl der Mediationsverfahren nimmt zu; und ebenso die Bedeutung der Mediation. In der Schweiz erhält sie gerade einen besonderen „Schub“ aufgrund der Aufnahme von Mediationsverfahren in die ZPO. Doch inzwischen fürchten Rechtsanwälte Konkurrenz durch die Mediatoren. Hintergrund ist, daß Streitigkeiten, die in einem Mediationsverfahren beigelegt werden, nicht mehr vor Gericht geklärt werden müssen – sofern nicht schon ein Gerichtsverfahren rechtshängig war. „Bei einem Fall über drei Instanzen kann ein Anwalt 30.000 bis 100.000 Franken verdienen, bei einer Mediation sind es dagegen im gleichen Fall 5.000 bis 10.000 Franken“, erklärt Martin Zwahlen, Anwalt und Geschäftsführer des Schweizerischen Dachverbandes Mediation.

Gleichzeitig seien die Mediationsverfahren in der Regel wesentlich kürzer als Gerichtsverfahren. Das sei auch der Grund, warum zum Beispiel in vielen Verträgen großer Baufirmen Klauseln stünden, wonach in Streitfällen mit dem Bauherrn eine Beilegung zunächst mit Hilfe einer Mediation erreicht werden soll. Oft können sich beide Seiten langwierige Rechtsstreitigkeiten gar nicht leisten, wenn es etwa um die Einhaltung einer Frist zum Bau eines Hochhauses oder eines Stadions geht.

Meines Erachtens brauchen Rechtsanwälte die Mediatoren nicht zu fürchten. Zwar ist es richtig, daß die Parteien auf einen Rechtsbeistand nur noch zur Überprüfung der Abschlußvereinbarung (am Ende der Mediation) angewiesen sind, wenn ein Konflikt noch vor Einschaltung eines Gerichts gelöst werden kann.

Jedoch gehört es zu den Aufgaben eines Anwalts, seine Mandanten umfassend zu beraten. Ein guter Rechtsanwalt wird seinem Mandanten also z.B. in aussichtslosen Fällen von einer Klage abraten, auch wenn das normalerweise für den Anwalt bedeutet, daß er weniger am konkreten Fall verdient. Die meisten Mandanten werden zu schätzen wissen, wenn ihr Anwalt ihnen Kosten erspart hat. Das steigert das Vertrauen des Mandanten.

Das gleiche gilt für eine Mediation. Empfiehlt ein Rechtsanwalt ein solches Verfahren, und kommen die Parteien zu einer gemeinsamen Lösung, dann spart ihnen das nicht nur meistens Geld. In vielen Fällen trägt das auch zu einem besseren Verhältnis der Parteien in der Zukunft bei. Und das ist nicht nur für Ex-Ehepartner mit gemeinsamen Kindern oder für Nachbarn interessant, sondern z.B. auch für Unternehmen, die mit der anderen Seite weiterhin Geschäfte machen wollen.

Quelle: espace (Berner Zeitung)


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